Burnout – erkennen, vermeiden, behandeln
Ausgebrannt …
Immer mehr Mandanten kommen zu uns, weil sie einen Burnout erlitten haben und deswegen Probleme in ihrem Job bekommen haben. In solchen Fällen steht nicht die arbeitsrechtliche Hilfe im Vordergrund, sondern vielmehr die medizinische Heilung. Viele solcher Fälle ließen sich vermeiden, wenn die Mandanten die Gefahr eines Burnouts bei sich früher erkennen würden.
Aber was ist ein Burnout, wer ist besonders gefährdet? Wie erkenne ich die ersten Anzeichen? Wie verhalte ich mich bei einem Burnout und was hilft?
Was ist ein Burnout?
Ein Burnout-Syndrom ist ein Zustand starker emotionaler Erschöpfung mit reduzierter Leistungsfähigkeit, das als Endzustand einer Entwicklungslinie bezeichnet werden kann, die mit idealistischer Begeisterung beginnt und über frustrierende Erlebnisse sowie einem Gefühl ständiger Überforderung zu Desillusionierung und Apathie, psychosomatischen Erkrankungen und Depression oder Aggressivität und einer erhöhten Suchtgefährdung führt.
Wer ist besonders gefährdet?
Besonders gefährdet sind Menschen mit ausgeprägtem Perfektionismus, Helfersyndrom oder krankhaftem Ehrgeiz. Betroffen sein können nicht nur arbeitende Menschen mit besonderen beruflichen Belastungen, wie z. B. Manager oder Menschen in sozialen Berufen, sondern auch Schüler, Studenten, Hausfrauen, Mütter, Arbeitslose oder Rentner.
Ein typischer Fall für einen besonders gefährdeten Menschen:
Herbert F. war schon mehr als 16 Jahre als Altenpfleger beschäftigt. Er war glücklich liiert und hatte ein Kind. Durch die vielen Wochenend- und Feiertagsschichten kam seine Familie regelmäßig zu kurz. Seine Arbeit war für ihn wegen der emotionalen Nähe zu den alten pflegebedürftigen Menschen eine große Belastung. Zudem musste er fast „rund um die Uhr“ bereit sein, bei einem Ausfall eines Kollegen einzuspringen und Mehrarbeit zu leisten. Die vielen wechselnden Dienste und die viele Mehrarbeit haben eine normale Planung von Freizeitaktivitäten fast unmöglich gemacht.
Wie beginnt ein Burnout?
Viele Jahre scheinen solche beruflichen Belastungen, wie im obigen Beispiel, gut zu gehen. Solchen Menschen schmeichelt es, wenn andere sie als Workaholic bezeichnen. Eines Tages müssen sie dann auf einmal feststellen, dass nicht sie die Arbeit, sondern die Arbeit sie fest im Griff hat. Dieses Gefühl sehen sie in der Regel nicht kommen und können mit ihm gar nichts anfangen. Sie sind plötzlich total unausgeglichen und können einfach nicht mehr normal zur Arbeit gehen. An freien Tagen können sie sich einfach nicht mehr erholen und abspannen. Selbst längere Urlaubsreisen führen nicht mehr –wie sonst immer- zu einer Erholung und Entspannung.
Anzeichen für einen Burnout
Von der Arbeit, Haushalt, familiären Verpflichtungen oder auch Freizeitaktivitäten erschöpft ist jeder einmal. Kaum jemand, der nicht mal feststellen muss, dass er ein selbst gestecktes Ziel nicht erreicht oder mit der eigenen erbrachten Leistung nicht so zufrieden ist wie sonst. Auch die Angst, vielleicht bei einer Sache zu versagen, ist kaum jemandem fremd. Ab und an plagen bei der Fülle an Verpflichtungen jeden Schuldgefühle, einer Seite oder eine Sache eventuell nicht gerecht geworden zu sein.
Arbeitsumfang, Vielfalt der Aufgaben und Leistungsdruck nehmen in der heutigen Gesellschaft im beruflichen wie auch privaten Bereich stetig zu. Neben diesen erhöhten Leistungsanforderungen begünstigen auch persönliche Aspekte einen Burnout.
Das Burnout-Syndrom macht sich in verschiedenen Stadien anhand unterschiedlichster Symptome bemerkbar und tritt dabei in vielfältigen Varianten und sehr individuellem Maße auf.
Im Anfangsstadium besteht eher grundlegend ein diffuses Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung ist. Das kann einhergehen mit gelegentlicher grundloser Angst und beginnenden körperlichen Beschwerden.
Erste konkrete Anzeichen eines drohenden oder beginnenden Burnouts können vermehrter Einsatz, nahezu pausenloses Arbeiten, der subjektive Eindruck der eigenen Unentbehrlichkeit, das Gefühl eigentlich nie mehr richtig Zeit für sich zu haben, also die zunehmende Verleugnung der eigenen Bedürfnisse und die Beschränkung zwischenmenschlicher Kontakte sein.
Im fortgeschrittenen Stadium kommen Gefühle wie Ärger, Unzufriedenheit, Gereiztheit oder auch das Gefühl ausgenutzt oder betrogen zu werden hinzu. Die körperlichen Symptome nehmen zu. Burnout-Patienten klagen dabei über unterschiedlichste Beschwerden wie Mattheit und Erschöpfung, Ruhelosigkeit, Niedergeschlagenheit, Depression und Ängste, aber auch Schlafstörungen, sexuelle Probleme, Kopf- und Rückenschmerzen, Tinnitus, Herzrasen, Magenkrämpfe und andere körperliche Gebrechen.
Bei weiterem Fortschreiten der Symptomatik treten zunehmend Gefühle von Sinnlosigkeit, eigener Wertlosigkeit, Versagen und Misstrauen auf. Die Betroffenen sind sehr schnell erschöpft, mechanisieren ihre Leben so weit wie möglich, ziehen sich aus sozialen Beziehungen zurück und fallen in Apathie.
Was tun?
Wer an sich die oben beschrieben konkreten Anzeichen feststellt, sollte unverzüglich handeln und sofort zum Arzt gehen. Bestätigt dieser die Diagnose, wird er den Patienten krankschreiben. Dies führt in der Regel dazu, dass zunächst dieser unglaubliche Druck wegfällt, den Burnout Patienten täglich spüren.
Die Krankschreibung ist auch aus arbeitsrechtlicher Sicht erforderlich, um das Risiko von arbeitsrechtlichen Sanktionen auf Grund von krankheitsbedingten Fehlern bei der Arbeit für die Zukunft zu vermeiden.
Die Krankschreibung allein hilft jedoch noch lange nicht, um die Krankheit zu besiegen. Vielmehr muss man dann an seinen Gewohnheiten und sich selbst arbeiten. Hierzu braucht man
- Selbsterkenntnis,
- einen guten Verhaltenstherapeuten,
- einen psychosomatischen Kuraufenthalt, der zudem Abstand zur Familie ermöglicht,
- Verständnis in der Familie und bei Arbeitskollegen sowie
- verständnisvolle Freunde.
Wenn dies vorhanden ist, hat man gute Aussichten, die Krankheit überwinden und wieder in den normalen Arbeitsalltag zurück finden zu können.